Während der tibetische Buddhismus sich allein auf seine indischen Wurzeln beruft, tritt der Abenteurer und Asienexperte Bruno Baumann mit seinem Vortrag den Gegenbeweis an. Ihm gelang nicht nur die Erstbefahrung des Sutley-Canyons, der mit seinem reißenden Wasser und flankiert von 400 Meter hohen Felswänden eine Herausforderung für jeden Reisenden darstellt. Baumann drang auf seiner Expedition auch bis zu den Wurzeln eines vorbuddhistischen hochzivilisierten Königreichs vor. Denn im Inneren des Sutley-Canyons fand er das nur aus Legenden bekannte Silberschloss der Shang-Shung-Könige. Auch Experten glauben inzwischen, dass Baumann in dem Kessel die eigentliche Wiege der tibetischen Kultur entdeckt hat. Es handelt sich um das Zentrum eines sagenumwobenen Reiches, dessen Könige Zentralasien beherrschten, lange bevor die Buddhisten auf das Dach der Welt gelangten. Der Weg zu dieser Erkenntnis jedoch war weit. In seiner Dia-Schau zeigt Baumann eindrucksvolle Belege für jene Hochkultur, mit eigener Schrift und Religion, Medizin und Astrologie, die dem Buddhismus wesentliche Impulse gab.
Baumann ist überzeugt, "Nicht im Potala-Palast des Dalai Lama in Lhasa liegt die Wiege der tibetischen Kultur sondern in der grauen Vorzeit der Shang-Shung-Könige". Auch Tibetologen sehen das inzwischen so und stellen dadurch das gesamte bisherige Gebäude ihrer Wissenschaft in Frage. Sie widersprechen damit sowohl der Geschichtsinterpretation Pekings wie jener des Dalai Lamas.
Das Abenteuer beginnt mit der fixen Idee, auf Grund in Vergessenheit geratener Dokumente aus den 1930er Jahren, nach dem legendären Shangri La zu suchen, dem verlorenen Paradies im Himalaya. Der Russe Nicolas Roerich hatte in seinem Reisebericht behauptet, er habe das geheimnisvolle buddhistische Paradies "Shambhala" in Tibet geortet. Geografische Daten lieferte er keine. Warum auch, denn das "Shambhala" oder eben "Shangri La" gilt lediglich als Mythos, es ist eine Art Nirwana, in das sich Lamaisten mittels Meditation versetzen, um den zeitlosen Schwebezustand des Nichts zu erleben.
Aber gerade hier entzündet sich die Phantasie des Ethnologen und Tibet-Kenners. Seine Entdeckung des Tals bringt schließlich ein gesamtes Geschichtsbild ins Wanken. Mit einzigartigen Fotos legt Bruno Baumann in seiner Schau die wahren Ursprünge der tibetischen Kultur frei.
Ein Team chinesischer Archäologen hat diese Version bestätigt. Unter der Leitung des Tibetologen Li Yongxian legten die Experten mannshohe Monolithe und Statuen frei, die nach ersten Analysen mehr als 2000 Jahre alt sein dürften. Auf einem Symposium an der Universität Sichuan stellt Fachmann Li seine Ergebnisse wie folgt vor: "Im Garudatal bei Khyunglung wurde wohl erstmals das Silberschloss der Shang-Shung-Könige gefunden."